In den Fluren des Märklin-Stammwerks

Die rot-weiße Barrikade will nicht nur sperren. Sie steht im Göppinger Märklin-Stammwerk im Flur, damit die Besucher sich beim Rundgang nicht verlaufen oder möglicherweise in geheime Entwicklungslabors vordringen. Am 13. und 14. September bei den Tagen der offenen Tür gab es auch dann genug zu entdecken, wenn man sich bei der Besichtigung auf dem vorgeschriebenen Weg durch die einzelnen Fabrikteile bewegte. Die Viertelstunde, die wir, also die Drei vom MIST1, vorher in der Schlange verbrachten, vergaßen wir schnell wieder.

Rot-weißee Sperrgitter mit Märklin-Aufkleber

Bevor wir in die Details des Rundgangs im Märklin-Stammwerk Göppingen am 13. und 14. September einsteigen, hier ein Foto aus dem ICE, mit dem die Drei vom MIST1 am 12. September anreisten. „Was sind schon 264 km/h?“, werden manche denken, „da gibt es doch ganz andere Tempi, zum Beispiel auf der Fahrt nach Paris.“ Ja, schon, aber der Zug, in dem dieses Bild aufgenommen wurde, war ein ICE 4, und der ist erst seit kurzer Zeit für 265 zugelassen, fährt hier also am Limit. Das verdient festgehalten zu werden.

Anzeige im ICE: Tempo 264 km/h

Nun aber ans Werk, also genauer ins Werk. Ein erstes interessantes Highlight ließ sich wegen der Lichtverhältnisse nur schwer fotografieren:

Modellbahn-Lokomotive vor hellem Fenster

Diese Lok in Spur 1 überraschte selbst die Firmenleute, die wir trafen. Sie ist bisher lediglich als „Überraschungsmodell“ in H0 (38141) angekündigt, aber das Exemplar im Bild rollte schon unermüdlich auf einem improvisierten Rollenprüfstand. Dazu haben wir es hier offenbar nicht mit der in H0 realisierten Museumsvariante zu tun, sondern mit einer Epoche-3-Betriebsvariante (auf die ich persönlich in H0 hoffe), worauf die nicht als Weißwandreifen gestalteten Räder hindeuten.

Märklin-Mitarbeiterin beim Entgraten eines Abgusses der V200.

Hier wird fröhlich entgratet. Die Gussform des zweiten Insider-Modells, der V 200 Vorserie (Best.-Nr. 38200) wird hier für die Lackierung vorbereitet. Wir lernten, dass dafür sehr viel Erfahrung nötig ist. Nicht alle Kanten und Grate dürfen nämlich vollständig entfernt werden, damit die verschiedenen Farbflächen hinterher auch sauber voneinander getrennt aufgetragen werden können.

Kleine Modellbahnteile aus Bronze.

Hier geht es um hochwertigen Kleinkram. Es handelt sich um „Motorhauben“ des Krokodils in Spur Z in Bronze (88565). Sie wurden hier gegossen, und in der Wanne liegen Ausschussteile. Wir durften je eins mitnehmen.

Mädchen hinter Spritzlingen des Z-Schienenzeppelins

Bleiben wir noch einen Moment bei der Echtbronze. Hier präsentiert uns die Mitarbeiterin Bronze-Spritzlinge für einen Schienenzeppelin der mini-club. Die Fans dieses Modells können also schon mal mit dem Sparen anfangen. Dieses einmalige Fahrzeug, eine der vielen Märklin-Ikonen seit den 1930er-Jahren, wurde 1982 als mini-club-Modell zum ersten Mal in vorbildgetreuen Dimensionen aufgelegt, nämlich zugleich in einigermaßen maßstäblicher Länge und nur zweiachsig.

Technische Zeichnung eines Modells der V 200.

Damit die Mitarbeiter auch wissen, was beim Zusammenbau wohin gehört, hängen immer mal wieder genaue Zeichnungen der Modelle an der Wand. Wäre schön, so etwas zu haben und im Moba-Keller aufzuhängen.

Arbeitsplatz mit einer Zeichnung eines VT 92 und eines Modells davon.

Hier nicht nur eine Zeichnung, sondern auch schon (unten im Bild) ein Modell des VT 92 in blau (39698), einer erst vor wenigen Tagen vorgestellten Herbstneuheit. Von dem Salontriebwagen waren schon eine ganze Menge in Arbeit. Die MHI-Mitgliederversammlung, aus deren Anlass das Modell aufgelegt wird, ist ja auch schon in zwei Wochen.

Zeichnungen und Modelle VT92 und Northlander.

Hier im Vordergrund wieder ein Muster dieses Triebwagens, im Hintergrund der neue Northlander (39705), der auch schon vielfach aus den Maschinen kam.

Mitarbeiterin malt Kesselringe an ein Lokomotivmodell.

Die Königin der ruhigen Hand bemalt den Kessel der französischen Überraschungslok mit goldenen Ringen. Sie verdient unseren grenzenlosen Respekt.

Kasten mit Antriebseinheiten des Northlander-Modells.

Preisfrage: Was ist das? Die Antriebseinheit des Northlanders. Dessen erste Modelle absolvieren bereits ihre Runden im Testcenter, siehe unten. Wer genau hinsieht, entdeckt im Vordergrund rechts eine Schalteinheit, mit der die Kollegin die verschiedenen Kompatibilitäten – ob analog, CU 6021, Mobile Station oder Central Station auf die Anlage schalten kann.

Märklin-Testanlage.

Noch ein genauer Blick auf die Kreuzungsweichenkonstruktion in der Mitte der Testanlage. Die LeserInnen können selbst entscheiden, wie da geschaltet und gefahren wird. Gerne hätte ich mir dieses Element vorführen lassen.

Doppelkreuzweichen-Unikat

Und jetzt kommen wir zur Movie-Abteilung. Während auf dem Außenkreis ein Big Boy mit den herbstneuen Hopper-Cars (45666) seine Kreise zieht, sehen wir ein Gleis weiter innen den Flying Scotsman in Schwarz (39969) vor einem CIWL-Express und noch ein bisschen weiter innen die große US-Diesellok der BNSF (38446) mit einem farbreinen Überland-Passagierzug und den Northlander. Ganz hinten, einsam auf der anderen Anlage, fährt die E 70 im Dauertest. Ganz rechts aus der vorderen Anlage noch eine Dampflok mit interessanten Doppelstockwagen in Dunkelblau.

Sind das nicht die Lübeck-Büchener? Gab’s die schon mal von Märklin?

Modell eines Doppelstock-Personenwagens

Zum Schluss noch der imposante Spur-1-Big Boy unter vollem Dampf, während im Vordergrund sein kleiner Enkel von Minitrix hin und her fährt.